Album der Woche
July Talks Musik lebt von den gegensätzlichen Stimmen ihrer beiden Frontleute. Während Sänger Peter Dreimanis klingt wie Tom Waits nach dem zehnten Glas Bourbon ist die zarte Stimme von Leah Fay ein perfekter Kontrast. Das selbstbetitelte Debüt kriegte uns mit deftigen Blues-Rock, gepaart mit Americana-Anleihen. Glücklicherweise haben July Talk erkannt, das man ein Erfolgsrezept auch totreiten kann. So veränderte sich die Grundstimmung des Zweitlings “Touch” mehr zum Nachdenklichen, Melancholischen. Dieses setzen sie mit ihrem dritten Werk “Pray For It” fort. Natürlich gibt es noch die boy meets girl- Geschichten, die so perfekt zu dem Gesangsduo passen und von der Lüge der ewig währenden großen Liebe handeln (Good Enough). Auch sind Uptempo-Nummern enthalten, auf die die Fans warten (Governess Shadow) . Aber die schnellen Gitarren-Riffs werden zugunsten Synthesizer-Klängen zurück geschraubt, die Gesangsparts zugunsten von Leah Fay ausgeweitet. Lea, deren glasklare Stimme wie gemacht für verträumte Pop-Songs ist, hat auf der Platte immerhin drei Solostücke, darunter das im Ohr bleibende “Pay For It”.

Fazit: Es mag sein, dass manche Fans die Entwicklung von Indie-Rock zu Dream-Pop verstören wird. Für mich zählt, dass July Talk bereit und in der Lage sind, die Navigation anzupassen, sodass sie nicht auf den Pfaden landen, die sie selbst ausgetreten haben. Daher ist “Pray For It” für mich das Album der Woche.