Kati von Schwerin hat gerade ihr drittes Album „Welcome Back Home“ veröffentlicht. Am 21. September 2023 folgt ihr Buch „Berlin? Ja wir hatten mal was„. Im Interview gibt sie uns Einblicke in ihre künstlerische Arbeit, warum es mit Berlin auseinandergegangen ist und wen sie gern in schwarzen-gelben Ringelstutzen gesehen hat.
(Foto oben: Bastian Bochinski)
Adohr: Hallo Kati, vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Du bist sicher gerade im Stress. Dein neues Album ist am 21.04.2023 erschienen und du bist auf Konzerttour, außerdem bist du gerade umgezogen und bei der Einrichtung der neuen Wohnung. Apropos Umzug, die Parcels und Kat Frankie aus Australien, Alice Phoebe Lou aus Südafrika, Wallis Bird aus Irland, Gregor McEwan aus Haltern und noch viele internationale Künstler mehr haben ihren Wohnsitz in Berlin gewählt. Du ziehst von Berlin weg. Was gefällt dir nicht mehr an Berlin und warum hast du gerade Ostfriesland als neue Heimat auserkoren?
Kati von Schwerin: Moin moin erstmal! 🙂
Ich bin nun seit fast 12 Jahren in Berlin, war zu Beginn dieser Liaison schwerst verliebt in die große, wilde Stadt, doch nun ist einfach nichts mehr so, wie es am Anfang mal war. Ich kann inzwischen einfach nicht mehr gut umgehen mit dem Lärm, dem Dreck und den ganzen Unverbindlichkeiten. Am 21. September erscheint mein erstes Buch „Berlin? Ja, wir hatten mal was“ beim emons Verlag und behandelt genau diese Thematik. Also warum Berlin und ich uns auseinander gelebt haben. In kurzweiligen Anekdoten, sehr unterhaltsam.
Ostfriesland ist da einfach das absolute Gegenstück. Du hast Weite, Ruhe, gute Luft und Gelassenheit. Zudem gibt es da für uns KünstlerInnen noch genügend Platz zum kreativen Arbeiten. Und meine Großeltern haben lange dort gelebt, ich habe also ein paar kleine Wurzelspitzen im Nordwesten.
Adohr: Durch dein neues Album Welcome Back Home und die beiden Vorgänger-Alben haben wir dich als großartige Musikerin kennengelernt. Du bist aber auch bildende Künstlerin mit einem abgeschlossenen Masterstudium und du hast ein Buch geschrieben, das im September auf den Markt kommt. Siehst du dich eher als malende Schriftstellerin, als musizierende Malerin oder als schreibende Musikerin? Anders gefragt, wo liegt der Schwerpunkt deiner künstlerischen Tätigkeit?
Kati von Schwerin: Eigentlich gibt es da keinen Schwerpunkt. Es verschiebt sich eher temporär bzw. saisonal. Also wenn Ausstellungen anstehen, liegt der Fokus auf der Kunst, das letzte halbe Jahr bin ich dann natürlich primär Musikerin gewesen, wegen der Album-Aufnahmen etc. Ab Herbst, also wenn das Buch erscheint, bin ich dann vorrangig Autorin. Klingt vielleicht ein bisschen schizophren, aber ich denke, es ist ganz wichtig, dass die kreativen Dinge, die man tut, auch den Platz bekommen, der ihnen zusteht. Da soll im besten Falle nichts in der zweiten Reihe stehen.
Adohr: Das Album Welcome Back Home thematisiert deine Empfindungen während der schweren Zeit, als dein Vater lebensbedrohlich erkrankt war. Wir wünschen, dass es ihm wieder besser geht. Kannst du erklären, warum solche schwerwiegenden schicksalhaften Ereignisse bei Künstlern einen Kreativitätsschub auslösen? Wie kam es bei dir dazu?
Kati von Schwerin: Ich denke, dass es in solchen Ausnahme-Situationen im Grunde allen Menschen gleich geht. Man spürt, dass man voll ist von Sorgen und Ängsten, will am liebsten Schreien oder sich die Seele aus dem Leib joggen. Für uns KünstlerInnen gibt es da aber zum Glück dieses noch etwas andere Ventil, nämlich Kunst, Musik, Schreiben etc. Und ich glaube, dass wir Kreativlinge dann verhältnismäßig automatisch an diesen Punkt kommen, die schwerwiegenden Gefühle künstlerisch zu manifestieren. Im besten Falle, legt man als KünstlerIn ja immer viel von sich in die Arbeit und gibt da sowieso schon viel preis. Als ich damals anfing, mein Erlebtes musikalisch auszudrücken, hatte ich zuvor seit ca. 3 Jahren keinen Song geschrieben, ich steckte tief in einer Schreibblockade. Dass ich dann diese Songs schreiben konnte, war sehr befreiend und auch hilfreich, die Dinge zu verarbeiten. Aber wie der Titel verrät, ist zum Glück alles gut gegangen und die “Welcome Back Home” Girlande hing irgendwann an der Tür!
Adohr: Die letzte Frage betrifft nicht unbedingt deine künstlerischen Aktivitäten. Beim FC Bayern München läuft es zur Zeit nicht besonders gut, sodass aus deren Sicht die Meisterschaft in Gefahr ist. Wem würdest du es gönnen deutscher Fußballmeister zu werden und warum bist du BVB-Fan?
Kati von Schwerin: Haha, sehr schön! 🙂 Also ich finde, wir hätten die Kuchenplatte schon mal wieder verdient! Ich bin in Hohenlimburg (Hagen) geboren, also ein Kind des Ruhrgebiets. Als ich klein war, war Flemming Povlsen mein größter Held (später dann Tomas “das Schnitzel” Rosicky) und zudem war ich als Knirps sehr empfänglich für die gelb/schwarzen Ringelstutzen, die mochte ich schon immer sehr! Ich war dann früher sehr häufig auf der Süd, beim Fußball-Gucken werde ich zum Hulk, das ist richtig schlimm, Contenance gleich null!:-)

Kati von Schwerin (Jahrg. 1983) ist bildende Künstlerin, Musikerin/Songwriterin und Autorin. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Markus Lüpertz, sowie Philosophie (B.A. / M.A.) an der HHU Düsseldorf und der HU Berlin. Seit 2020 ist sie zudem als freie Autorin für die Titanic tätig. Kati von Schwerin beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Anthropologie, gesellschaftlichen und politischen Themen, wie Gleichberechtigung und der Wertschätzung von Kunst und Kultur, sowie Selbstreflexion. Kati von Schwerins musikalische Kompositionen werden vom Freibank Verlag/ Hamburg verlegt, Konzerte & Lesungen bucht Amadis Booking/ Potsdam.
Konzerte und Lesungen
- 24.04.23 Aachen – Domkeller (Konzert)
- 27.04.23 Haltern – Schänke (Akustiknacht) (Konzert)
- 28.04.23 Gelsenkirchen – Wohnzimmer GE (Konzert)
- 29.04.23 Lüneburg – Spätcafé im Glockenhof (Konzert)
- 19.05.23 Darmstadt – Künstlerkeller (Ausstellung & Konzert)
- 20.05.23 Darmstadt – Künstlerkeller (Ausstellung & Lesung)
- 21.05.23 Offenbach – Hafen 2 (Konzert) w/ Amelie Tobien & Paula Paula
- 03.09.23 Radebeul – WeinBergKulTour (Konzert)
- 04.10.23 Hamburg – Thalia Theater – Nachtasyl (Lesung)
- 05.10.23 Schwerin – Kressmann (Lesung & Konzert)
- 19.10.23 Dortmund – Dortmunder U (Lesung)
- 29.10.23 Krefeld – Hutlesung (Lesung)
