Interview mit KOSCHKA

Die in Berlin wohnende  Sängerin, Komponistin und Musikproduzentin KOSCHKA alias Edita Karkoschka hat am 29.03. 2024 ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht. Das in deutsch und englisch gesungene Album hebt sich mit seiner zeitlosen Eleganz von anderen Produktionen ab. Die deutsch-polnische Künstlerin verzaubert mit einem expressiven Timbre, zwischen tiefen, rau-dunklen Registern und emotionalen Höhen. Ihr Sound ist konsequent minimalistisch, mit einem wummernden Rhodes und filigranen Synthklängen zeigt sie unter anderem, dass deutsche Liedtexte aus der Romantik und Indie-Pop keine Gegensätze sein müssen. Im Interview gibt sie einen Einblick in die Entstehung des Albums. Vor der Europawahl äußert sie sich außerdem zu ihrer Sicht auf das vereinte Europa.

Fünf Fragen an Edita Karkoschka alias KOSCHKA

Auf die Ohren: Hallo Edita, vielen Dank , dass Du Dir die Zeit für dieses Fünf-Fragen-Interview nimmst. Bevor Du Dich Deinem aktuellen Soloprojekt KOSCHKA gewidmet hast, warst Du bei der Deutsch-Holländischen Indie-Pop-Band NAUSICA, davor beim Musik-Performance-Duo “Koschka & Heimprofi”. Wolltest Du immer Musikerin werden oder gab es auch andere Wunschberufe für Dich?

Edita: Ich war mir immer sicher, dass ich es wohl mit der Musik probieren muss, wenn mir bis zum Abitur nichts anderes eingefallen ist, ja. So war es dann tatsächlich auch. Das einzige, das mich noch interessierte, war tatsächlich Gehirnforschung, also Biologie.

Auf die Ohren: Du hast Dich von NAUSICA getrennt, bist nach Berlin gezogen und hast mit dem Projekt KOSCHKA begonnen. Warum war es für Dich wichtig, solo zu arbeiten?

Edita: Eigentlich hab ich immer schon neben der Band andere Projekte gehabt, auch KOSCHKA gab es schon während der Band-Zeit. Bis heute brauche ich den Ausgleich und die Herausforderung, meine Stimme als Instrument verschiedenst einzusetzen. Das geht von Noise Oper, zu Indie Pop und bis hin zu Neu-Interpretationen von Werken aus der Romantik. 

Auf die Ohren: Das Stück “The Flood”, welches auf dem Album “KOSCHKA” vertreten ist, existiert schon seit 2018. Wie können wir uns die Entstehung des  Albums über einen so langen Zeitraum vorstellen, hast Du alles allein bewerkstelligt?

Edita: Ja, vieles. Ich habe mich immer und immer wieder intensiv dran gesetzt und wollte mir explizit keinen Zeitstress machen, weil ich den Prozess an sich als sehr nachhaltig und wichtig empfand. Sagen zu können, ich habe mein Album selber produziert, fühlt sich immer noch surreal an. Es braucht Zeit sich da selber Vertrauen zu schenken, dass, das was man hören will, gut ist, wenn man so lange wie ich zuvor in einer demokratischen Band gespielt hat. Alle musikalischen Entscheidungen selbst treffen, das war ganz neues Terrain. Ich freue mich darauf, bei der nächsten Platte alles etwas schneller passieren zu lassen, gleichzeitig entspannt sein zu können, weil man ja eine gewisse Erfahrung mitbringt. 

„Ich habe trotzdem, als Mensch, der sich stark als Europäer identifiziert, Hoffnung, dass wir diese gemeinsame europäische Idee weiter fortsetzen. Es wäre nur schön, wenn man sich mit etwas mehr Stolz der Diversität öffnet. Dafür muss es unbedingt mehr Empathie und tiefgründiges Interesse für die speziell osteuropäischen Länder geben.“

KOSCHKA

Auf die Ohren: Das Besondere an dem Album sind Deine Interpretationen der Lieder von Clara Schumann, Robert Schumann und Franz Schubert, die sehr gelungen sind. Wie kamst Du auf die Idee,  Lieder aus der Zeit der Romantik für Dein Debütalbum zu verwenden?

Edita: Ganz ehrlich, es ist wirklich mit der Sehnsucht nach der deutschen Sprache gekommen. Ich wohnte fast 10 Jahre in Holland und mit meinem Umzug nach Berlin hatte ich da ganz intuitiv das Gefühl, mich darin vertiefen zu wollen und dass es irgendwie schön wäre, diese klassische Art und Weise, die Lieder zu singen, zu brechen. Ich hab mich bewusst einfach von den Texten, die eine gewisse Zeitlosigkeit haben, treiben lassen, ohne mich mit den Komponisten groß zu beschäftigen. Die Romantik hat mich dann wohl gefesselt. Vielleicht war es ja die polnische Melancholie, die sich da hat mitziehen lassen?

Auf die Ohren: Die Letzte Frage hat nichts mit Musik zu tun, aber vor der Europawahl im Juni  treiben die Gedanken um, dass in Deutschland die AFD die die Europäische Union bis zur Unkenntlichkeit verändern möchte, in den Niederlanden europakritische Parteien die letzten Parlamentswahlen gewonnen haben, aber andererseits in Polen die PiS abgewählt und der europafreundliche Donald Tusk Ministerpräsident wurde. Du hast polnische Wurzeln, bist in Deutschland aufgewachsen und hast in den Niederlanden erfolgreich gearbeitet. Was ist Deine Sicht auf das vereinte Europa? 

Edita: Ich bin sehr froh, dass es sich gerade in Polen ändert. Ich persönlich komme vom Lande, da wählt jeder die PiS. Die Niederlande hingegen traut sich immer, die gehen nach vorne. Daher sind sie momentan leider die gruselige Vorhersage für Deutschland, das sich wiederum erst traut, wenn die anderen es vorgemacht haben. Und so ist jedes Land für sich so komplex in seiner Geschichte im Damals und im Jetzt. Ich habe trotzdem, als Mensch, der sich stark als Europäer identifiziert, Hoffnung, dass wir diese gemeinsame europäische Idee weiter fortsetzen. Es wäre nur schön, wenn man sich mit etwas mehr Stolz der Diversität öffnet. Dafür muss es unbedingt mehr Empathie und tiefgründiges Interesse für die speziell osteuropäischen Länder geben. Ich finde es bis heute furchtbar, dass man als Pole oder Polin mit Akzent (wie z.B. meine Eltern) immer das Gefühl bekommt, weniger wert zu sein, als z.B. jemand mit einem französischen Akzent. Das ist so gar nicht mehr zeitgerecht. 

Komponist: Robert Schumann (1810-1856) Text: Adelbert von Chamisso (1781-1838)

1 Kommentar zu „Interview mit KOSCHKA

  1. hello29f5ec4217 16. April 2024 — 21:39

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