Single aus dem Ambient-Album “ORWO” des Dresdner Duos
Dem Werk des Dresdner Bandprojekt Søjus1 nähert man sich am besten, wenn man es unter musikalisch-cineastischen Blickwinkel betrachtet, wobei deutlich wird, wie einerseits Musik die visuelle Kraft des Films oder Videos unterstützt und ergänzt, andererseits aber auch eigenständig bestehen kann. So handelt es sich bei dem Musikvideo zu “BLAO” um ein eigenständiges filmisches Werk mit dem Titel „TOURNEE“, welches von den Medienkünstlerinnen F & S Hoffmann gestaltet wurde. Das Video zeigt Bilder von Flug- und Eisenbahnreisen und ist eine Collage aus Archiv- Filmmaterial vermischt mit Videoaufnahmen. Der Musik und dem Video ist damit gemein, dass Analoges (Schlagzeug, Bass- und E-Gitarre) und Digitales ( Synthesizer, Samples) kreativ gestaltet werden.
“BLAO” ist eine Auskopplung aus dem Album “ORWO” von Søjus1. Søjus1 sind Ralf Müller-Hoffmann, der unter dem Pseudonym Sonorous als DJ um die Welt tourte uns Simon Arnold, der als Jazz-Drummer in verschiedenen Combos gespielt hat (Foto oben: Frank Bessin). Auf dem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2015 ist übrigens als Sängerin Inéz Schaefer zu hören, die aktuell in dem Duo Ätna für Furore sorgt (Titel 030).
ORWO – Ein Instrumental-Album zum Abheben

“ORWO” ist das zweite Album von Søjus1. Es beinhaltet eine Abwendung von Trip-Hop- und Popmusik-Spuren des Debütalbums und eröffnet eine cineastischen Atmosphäre. Tatsächlich hat ein Film und die Auseinandersetzung damit eine große Rolle gespielt, denn Ursprung war die Live-Vertonung des Stummfilms „Der Fuhrmann des Todes“ (Schweden, 1921, Regie: Victor Sjöström) für ein Programm-Kino. Schließlich überarbeitete Søjus1 ihren Soundtrack so, dass er als reines Musikalbum wie bei einer Progrock-Band als von Anfang zum Ende durch zuhörendes Gesamtkunstwerk funktioniert. Impulsgeber könnten Bandsund Künstler wie Cinematic Orchestra, DJ Shadow, Massive Attack, aber auch Pink Floyd und Philip Glass sein, wobei Søjus1 dabei aber eine ganz neue Sprache entwickelt. Besonders sticht die Qualität des Schlagzeugs hervor, das in einigen Stücken eine dominante Rolle übernimmt.
Aropos Sprache, Gesang findet auf „ORWO“ nicht statt und wird auch nicht vermisst,. Die Sprache von Ralf Müller-Hoffmann und Simon Arnold ist allein die instrumentale Musik.
Sympathisch ist die Authentizität der beiden Akteure, die, wie der Bandname zeigt, zu ihrer Jugendzeit in der DDR stehen, in der die Kosmonauten, die mit den Sojus-Raumkapsel, flogen Helden waren. Auch der Titel des Album hat sowohl einen Bezug zum Film, als auch zur DDR. Der Name ORWO kam mir sofort bekannt vor. Als ich noch analog fotografiert und die Filme selbst entwickelt habe, habe ich häufig das qualitativ gute Filmmaterial der Marke “Orwo” aus der DDR benutzt.