Mavi Lou: Grapefruit Meditation – Dreamy Synthpop Tracks | Interview

Nach zehn Jahren ausgedehnter Tourneen durch die Vereinigten Staaten, Kanada und Europa, sowohl als Teil ihrer früheren Band The Dove & the Wolf als auch als Sessionmusikerin (The War On Drugs, Faye Webster, Maggie Rogers), hat Louise Hayat Nashville, Tennessee, verlassen und ist in ihre Heimatstadt Paris zurückgekehrt, um ihr erstes Soloprojekt als Mavi Lou zu starten.

Mavi Lous Debüt-EP heißt „Grapefruit-Meditation“ . Sie enthält sechs verträumte Synthpop-Tracks. Piano , Rhodes, Synthesizer und Trip-Hop-inspirierten Beats verdichten sich zu feine Klangwolken über denen Louises emotionsgeladenem Gesang schwebt. Meine Anspielempfehlungen sind die Songs „lilas“ und „mt. emotion“ . Mavi Lou hat „Grapefruit-Meditation“ völlig indipendent produziert. Seit dem 14.06. 2024 kann es als 12“ Vinyl und in digitaler Form erworben werden. Streamen mittels der gängigen Plattformen geht natürlich auch.

Foto Mavi Lou ©Brett Warren


Im Interview erzählt Mavi Lou, wie die Lieder entstanden sind, über ihre Grapefruit-Obsession und einiges mehr.

Interview: Fünf Fragen an Mavi Lou

(Original English version beyond)

Hallo Mavi Lou, danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Mavi Lou: Hallo Thomas, vielen Dank für die Einladung!

Vor 10 Jahren bist Du mit Paloma Gil aus deiner Heimatstadt Paris nach Amerika gezogen. Ihr seid mit eurer Band „The Dove & the Wolf“ auf Tournee gegangen und habt in Philadelphia zwei EPs und ein Album fertiggestellt. Welche Eindrücke hast du aus Amerika mitgenommen und welche Erlebnisse aus dieser Zeit haben für dich eine besondere Bedeutung?

Mavi Lou: Ich weiß ehrlich gesagt kaum, wo ich anfangen soll! In dieser Zeit ist so viel passiert. All die Jahre in Amerika zu leben hat mir alles beigebracht, was ich heute weiß. Ich glaube nicht, dass ich die Hälfte der Dinge hätte tun können, die ich in der Musik gemacht habe, wenn ich in Paris geblieben wäre. Die Jahre, die ich mit Paloma auf Tournee durch die USA verbracht und Musik gemacht habe, waren unglaublich. Manchmal sehe ich Bilder von damals und frage mich, ob das alles wirklich passiert ist.

Am 14. Juni hast Du Dein erstes Soloalbum mit dem Titel „Grapefruit Meditation“ veröffentlicht. Wie bist Du auf diesen (lustigen) Titel gekommen?

Mavi Lou: Ich vergesse es ständig, aber wenn man darüber nachdenkt, ist es ein lustiger Titel! Ich habe einmal für Freunde gekocht und an dem Abend wollte ich ein Gericht nachkochen, das ich in einem Restaurant gegessen hatte. Es war ein Ceviche mit Grapefruit-Supreme, nur das Fruchtfleisch. Also begann ich, die Grapefruit vorsichtig zu schälen, um nur das Fruchtfleisch zu erhalten. Der Vorgang war so unglaublich befriedigend und die Grapefruit so köstlich, dass ich am nächsten Morgen zum Frühstück noch eine schälte, auf genau dieselbe Weise. Und am nächsten Morgen und. Ich kann manchmal ziemlich zwanghaft sein, und man könnte sagen, ich habe eine Grapefruit-Obsession entwickelt! Der Vorgang ist ziemlich langwierig und präzise. Es ist vielleicht ein bisschen albern, aber ich merkte, wie sehr es mich beruhigte und mir half, mich zu konzentrieren – ich begann, es scherzhaft meine tägliche Grapefruit-Meditation zu nennen, und es blieb dabei. Jeder Song auf dieser Platte wurde nach einer Grapefruit-Meditation geschrieben!

Du hast die sechs Songs in Nashville geschrieben und aufgenommen. Das Album wurde in Paris fertiggestellt. Kannst Du  uns etwas über den Entstehungsprozess der Songs erzählen?

Mavi Lou: Ich war gerade Ende Mai 2019 von der letzten Dove & the Wolf-Tour zurückgekehrt, und um den gefürchteten Post-Tour-Blues zu vermeiden, sagte ich mir, dass ich bis zu meinem Geburtstag (14. Juni) jeden Tag einen Song schreiben müsse. Ich hatte ein paar Regeln: jeden Tag etwas Neues schreiben (nicht unbedingt einen ganzen Song mit Text und allen Teilen), vor dem Schlafengehen ein kurzes Demo aufnehmen und am nächsten Tag nicht darauf zurückkommen. Also schrieb ich zwei Wochen lang jeden Tag einen Song. Danach verließ ich Nashville wieder für eine Tour. Ein paar Monate später zeigte ich diese Demos meinem Freund Thad Kopec, wir wählten meine Lieblingssongs aus und begannen direkt mit der Arbeit an den Demos – es waren hauptsächlich Klavier/Synthesizer, Gesang und Drumcomputer. Wir nahmen die Originaltitel und kleideten sie in verschiedene sorgfältig ausgewählte Stoffstücke. Das Besondere an diesem Prozess ist, dass viele der ursprünglichen Absichten noch hörbar sind. Zum Beispiel sind die Vocals, die auf Fading  zu hören sind, die Originalvocals, die ich aufgenommen habe, gleich nachdem ich mit dem Schreiben des Songs fertig war. Ich habe versucht, so leise wie möglich zu sein, weil meine Mitbewohner nebenan schliefen. Dieser Entstehungsprozess dauerte ein paar Monate, wir arbeiteten an den Songs, wenn wir Zeit hatten, wenn ich nicht auf Tour war. Dann passierte viel, Covid usw., und ich zog schließlich zurück nach Paris. Da bat ich meinen besten Freund und langjährigen Mitarbeiter Pierre Antoine-Piezanowski (der die erste Dove & the Wolf EP produzierte!), die Platte zu mischen, und Adrien Pallot, sie zu mastern. Mit Freunden Musik zu machen, ist etwas ganz Besonderes und Schönes.

Was hat Dich dazu bewogen, ein Soloalbum aufzunehmen? (Das Du völlig unabhängig in Zusammenarbeit mit einer französischen Vinylfabrik veröffentlichst, die ausschließlich mit unabhängigen Künstlern und Labels zusammenarbeitet.)

Mavi Lou: Ich glaube, ich habe nie gedacht, „Ich werde ein Soloalbum aufnehmen“. Das Schreiben dieser Songs war wie Medizin. Die Absicht war nicht, ein Album zu machen, es war Schreiben um des Schreibens willen. Es nahm ganz natürlich Gestalt an. Ich werde nicht lügen, Musik unabhängig zu veröffentlichen ist sehr schwierig. Aber ich war begeistert von der Bandcamp-Community, von den Leuten, die Independent-Musik unterstützen, von der Firma, bei der ich meine Vinyls produzieren ließ, von meinem digitalen Vertrieb und meiner PR-Abteilung; sie haben mich auf jedem Schritt des Weges begleitet. Es war ein langer Wege, es herauszubringen, aber ich bin so froh, dass es endlich da ist!

Warum bist Du nach Frankreich zurückgekehrt, aus Heimweh?

Mavi Lou: Nun, zunächst war es keine bewusste Entscheidung. Ich kam im Sommer 2020 nach Paris, um meine Familie zu besuchen, mit der Absicht, zwei Monate später nach Nashville zurückzukehren. Aber dann, als es an der Zeit war, meinen Rückflug nach Hause zu buchen, fand ich heraus, dass ich wegen Trumps Reisebeschränkungen aufgrund von Covid nicht in die USA zurückkehren durfte … Man konnte keinen amerikanischen Boden betreten, wenn man 14 Tage vor der Reise nach Amerika in Europa gewesen war. Ich hätte für zwei Wochen nach Mexiko gehen müssen, wenn ich in die USA zurückkehren wollte. Und damals, im September 2020, machte das für mich ethisch überhaupt keinen Sinn. Also beschloss ich, abzuwarten. Trump würde sicher bald sein Amt verlassen und das Verbot würde aufgehoben werden. Als das Verbot aufgehoben wurde (praktisch ein Jahr später), hatte ich beschlossen, dass ich bereit war, Amerika zu verlassen und nach Europa zurückzukehren. Ich würde nicht sagen, dass ich Heimweh hatte, aber ich bin froh, wieder in der Nähe meiner Familie zu sein! Und beim Käse!

Original English version

Hello Mavi Lou, thank you for taking the time for this interview.

Mavi Lou: Hello Thomas, thank you so much for having me !

10 years ago you and Paloma Gil went from your hometown of Paris to America. You toured with your band „The Dove & the Wolf“ and finished two EPs and an album in Philadelphia. What impressions did you take back from America and which experiences from that time have a special meaning for you?

Mavi Lou: I honestly barely know where to start! So much happened in that time. Living in America all these years taught me everything I know now. I don’t think I could have done half the things I did in music had I stayed in Paris. The years I spent with Paloma touring the US making music were incredible. As in, sometimes I see pictures of that time, and wonder if it all really happened.

On June 14th you released your first solo album entitled „Grapefruit Meditation“. How did you come up with this (funny)  title?

Mavi Lou: I keep forgetting, but it is a funny title when you think about it! I was cooking for friends once, and that night I wanted to recreate a dish I had had at a restaurant, it was a ceviche with grapefruit supremes, just the pulp. So I started carefully peeling the grapefruit to extract just the pulp ; The process was so incredibly satisfying, and the grapefruit so delicious that way, that I peeled another one the next morning for breakfast, the very same way. And the next morning, and I can be quite obsessive sometimes, and you could say I developed a grapefruit obsession! The process is quite long and precise. It is maybe a bit silly, but I realized how much it calmed me, and helped me focus – I started jokingly calling it my daily grapefruit meditation, and it stuck. Each song on this record was written after a grapefruit meditation!

You wrote and recorded the six songs in Nashville. The album was finished in Paris. Can you tell us something about the process of creating the songs?

Mavi Lou: I had just returned from the last Dove & the Wolf tour at the end of May 2019, and to avoid the dreaded post-tour blues, I told myself I had to write one song a day until my birthday (June 14). I had a couple of rules : write something new everyday (not necessarily a full song with lyrics and all the parts), record a quick demo before going to sleep and not come back to it the next day. So I wrote a song a day for two weeks. After that, I left Nashville again for tour. A few months later, I showed these demos to my friend Thad Kopec, we picked my favorite songs, and started working off of the demos directly -they were mainly piano/synth, vocals and drum machines. We took the original tracks and dressed them in various carefully chosen pieces of cloth. What is quite special about this process is that a lot of the first intentions are still audible. For instance, the vocals you hear on Fading are the original vocals I recorded right after having finished writing the song. I was trying to be as quiet as possible, because my housemates were sleeping next door. This crafting process took a few months, we would work on the songs when we had time, when I wasn’t on tour. Then a lot happened, covid etc, and I ended up moving back to Paris. That’s when I asked my best friend and long-time collaborator Pierre Antoine-Piezanowski (who produced the first Dove & the Wolf EP!) to mix the record, and Adrien Pallot to master it. Making music with friends is a really special and beautiful thing.

What made you decide to record a solo album? (Which you are releasing completely independently in collaboration with a French vinyl factory that works exclusively with independent artists and labels.)

Mavi Lou: I don’t think I ever thought “I am going to record a solo album”. Writing these songs was like medicine. The intention wasn’t to make an album, it was writing for the sake of writing. It took shape quite naturally. I’m not going to lie, releasing music independently is very difficult. But I have been amazed by the bandcamp community, people who support independent music, by the company I chose to make my vinyl with, my digital distributor and PR; they were with me every step of the way. Putting it out was a bit of a trip, but I am so happy it is finally here! 

Why did you return to France, homesickness?

Mavi Lou: Well, it wasn’t a deliberate choice at first. I came to Paris to visit my family in the summer of 2020, with the intent to return to Nashville 2 months later. But then, when it was time to book my return flight home, I found out I wasn’t allowed back in the US because of Trump’s covid travel restrictions… You couldn’t enter US soil if you had been in Europe 14 days prior to traveling to America. I would’ve had to go to Mexico for 2 weeks if I wanted to be able to go back to the US. And at the time, in September 2020, that made zero sense to me, ethically. So I decided to wait it out. Surely Trump would be out of office soon, and the ban would be lifted. By the time the ban was lifted (practically a year later), I had decided I was ready to leave America and move back to Europe. I wouldn’t say I was homesick, but I am happy to be near my family again! And cheese!

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