Ian Fisher – Burnt Tongue

Vinyl Spezial

Das Hören einer Vinyl-Schallplatte hat nichts mit einem unkonzentrierten Musikkonsum nebenbei zu tun. Vielmehr nimmt man sich Zeit dafür und genießt. Eine Langspielplatte, die sich für genussvolles Hören besonders eignet kommt von dem Songwriter Ian Fisher. Der Genus beginnt schon optisch beim farbenfroh gestalteten Plattencover. Dieses enthält die Vinylscheibe, die honiggelb-orange-marmoriert schimmert. Außerdem enthält es ein Poster. Auf der Rückseite sind die Songtexte gedruckt. Die Vorderseite zeigt eine grandiose Ansicht sizilianische Barockstadt Modica mit einem gewaltigen Kirchenportal.

Fotocredit: David Johnson

Ian Fisher geht gewissermaßen den entgegengesetzten Weg den die Norwegerin Signe Marie Rustad eingeschlagen hat, die sich amerikanisch geprägtem Songwriting widmet ( s. letztes Vinyl Spezial). Er verließ seine alte Heimat in Missouri vor über einem Jahrzehnt und bemüht sich derzeit darum, in Deutschland und Österreich, vor allem in Wien, sesshaft zu werden. Mit der LP Burnt Tongue lässt er nun seine bisherigen Nashville- inspirierten Werke hinter sich. Er hat sich dazu mit dem deutschen Produzenten und Musiker Jonas David zusammengetan und mit amerikanischen und italienischen Musikern Davids Lieblingsaufnahmestudio in der besagten Stadt Modica aufgesucht. Fisher und David sind seit Jahren befreundet und auch gemeinsam beim Indie-Pop-Kollektiv Tour Of Tours aktiv. Produzent David kombiniert die traditionellen Elementen von Fishers Musik (Akustikgitarre, Pedal-Steel-Gitarre, Klavier, Banjo und Perkussion) und dessen gefühlsbetonten Gesang mit mit Holzbläsern und experimentellen Effekten und schafft so einen vielschichtigen und detailreichen Sound mit sehr viel Tiefe. Wurden Fishers letzten Alben dem Genre Country zugeordnet, so sind die 13 Songs von „Burnt Tongue“ Anti-Country.

Warum Vinyl?

Der Verkauf von Vinyl-LPs ist seit mehr als einem Jahrzehnt weitgehend kontinuierlich gestiegen. Auch die junge Generation hört wieder Vinyl. Das Abhören einer Schallplatte bietet einen besonderen Musikgenuss. Unterwegs hören, geht nicht. Der Plattenspieler verfügt über keine Skip-Funktion. Zusammenstellen einer Playlist? Nicht möglich. Vinyl ist empfindlich und will behutsam behandelt werden. Also ist man gezwungen, zu entschleunigen, zuhause zu bleiben und sich Zeit zu nehme. Das Auflegen der Vinylscheibe auf den Plattenteller und das vorsichtige Absenken der Nadel wird zum Ritual. Die LP wird ein Stück nach dem anderen abgehört und zwar in der Reihenfolge, die von den Musiker:innen vorgesehen ist. Man wird mit einem schön gestalteten Plattencover belohnt. Aus den Lautsprecherboxen oder dem Kopfhörer ertönt ein warmer warmen erdiger Klang. Es ist einfach gemütlich.

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