MALONDA – Deutschungshoheit feat. Melane & Roger Rekless

Zunächst einige Fakten zu MALONDAS Song und Video „Deutschungshoheit„. Es gibt wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzungen mit Rassismus in Deutschland. Das ist z.B. der  Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor. Dessen  Auftaktstudie „Rassistische Realitäten“ vom Mai 2022 besagt, dass die strukturelle und institutionelle Dimension des Rassismus in Deutschland einem Großteil der Bevölkerung zumindest intuitiv bewusst zu sein scheint. So weit so gut.

Rassistische Realitäten

Allerdings wird Rassismus häufig nur als Problem des politisch rechten Randes oder als ein internationales Problem, zum Beispiel der USA bezeichnet, getreu dem Motto: „Rassisten, das sind die Anderen“. Schlimmer noch empfinden viele Menschen Rassismuskritik als übertrieben, so stimmten 45 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Rassismusvorwürfe und „politische Korrektheit“ die Meinungsfreiheit einschränken würden. Sogar die Meinung, dass Beschwerden über Rassismus aus einer Überempfindlichkeit der Betroffenen entstehen, wird von 33 Prozent der Bevölkerung geteilt.

Alltäglicher Rassismus

Die Sicht der Menschen , die unter dem Alltagsrassismus leiden müssen ist zwangsläufig eine andere. Immer wieder werden althergebrachte Einordnungen werden bemüht, um Menschen nach Ethnien, Nationen, Kulturen oder Rassenkonstruktionen in Schubladen einzusortieren. Diese Einordnungen sind zumeist negativ, bestimmt von rassistischen Denk- und Handlungsmustern. Was hier passiert, ist, dass Menschen in Gruppen eingeteilt werden, und zwar in „wir“ und „sie“. „Othering“, „Veranderung“ nennt die Soziologie diesen Prozess, der beinhaltet, dass „sie“ im Gegensatz zum „wir“ meist negativ bewertet werden. „Sie“ sind zum Beispiel unzivilisiert, rückständig und kriminell, „wir“ dagegen zivilisiert, modern und anständig.

Diese Deutschen möchte ich weinen sehen, so wie ich als Schwarze Deutsche weinen muss.

Achan Malonda

Die aus Berlin stammende Sängerin und Songwriterin Achan Malonda und alle Darsteller im Video sind Betroffene diese Alltagsrassismus. Hier Achans Statement zum Song:
„Song und Video sind eine Auseinandersetzung mit dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, das mich nicht will und so tut, als gäbe es mich nicht. Das Land, das mir eine Heimat sein sollte, aber es nicht ist. Ich höre dabei in meinem Kopf die ignorante deutsche Person, die es besser weiß, die sagt, dass es nicht so schlimm ist, dass es nur Einzelfälle sind und die Polizei auf meiner Seite ist, dass ich spalte, wenn ich über race rede. Diese Person hat die Deutschungshoheit. Diese Deutschen möchte ich weinen sehen, so wie ich als Schwarze Deutsche weinen muss. Song und Video stehen am Ende eines langen Weges, einer langen Suche nach Identität und Community. Sie sollen ein Stück Schwarzer und afrodiasporischer Lebensrealität in diesem Land abbilden, aber nicht für den weißen Blick, sondern für uns selbst. Die Arbeit am Song hat mir viel Empowerment und Gemeinschaft gegeben. Mein Bruder Benedict-François kam ins Studio und hat mir die Attitude beigebracht und getrommelt, Melane hat Vocals auf Lingala eingesungen, Roger Rekless ein  Feature geliefert. Das sind vier Kongoles*innen auf einem Track. Ich zeige mich zum ersten Mal als Deutsche mit kongolesischen und sudanesichen Wurzeln. Lingala ist die Sprache meiner Mama, das Massaituch eine Erinnerungen an meinen Vater. Das Video von Rebecca Pokua Korang und Yatri N. Niehaus zeigt aber auch, was Schwarzen Menschen hier in Deutschland im öffentlichen Raum passieren kann, wenn wir einfach nur Quatsch machen und unsere Schwarzen, auch queeren Existenzen feiern. Der gezeigte Konflikt wegen des öffentlichen Transports von Bananen in einer Schubkarre „while Black“ ist nicht gestellt und beweist, dass nicht nur heute über die Rolle der Polizei im deutschem Rassismus zu sprechen ist, die unser Leben in diesem Land prägt. Das Video ist in Berlin gedreht, an Schauplätzen Schwarzen Widerstands. Hier hat Joseph Bilé gewirkt, hier hat ein von Audre Lorde inspirierter Prozess Schwarzer deutscher Selbstbestimmung begonnen. Ich hoffe, dass der Song ein Teil dieser Geschichte ist.“

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