Mein Zugang zu Countrymusik ist eher schwierig, weil für mich damit die Vorstellung verbunden ist, dass dies die Lieblingsmusik rechtskonservativer weißer Amerikaner ist, nichts denen ich nichts gemein haben möchte. Mir ist schon klar, dass dies eine ziemlich einseitige vorurteilsbehaftete Betrachtungsweise ist, die aber erklärt warum ich von dem Genre keine Ahnung habe. So war mir auch Townes van Zandt gar nicht bekannt, der etliche Lieder geschrieben hat, die von Country-Größen wie Willi Nelson, Emmylou Harris oder Norah Jones gesungen wurden. Van Zandt war aber trotzdem nie kommerziell erfolgreich, lebte in prekären Verhältnissen und verstarb vor 25 Jahren im Alter von nur 52 Jahren an seiner Alkohol- und Drogensucht.
(Bild von Marissa Nadler: Kristin Cofer)

Weil seine melancholischen Lieder inzwischen zu Standardwerken des American Songbook zählen, wird am 1. Juli mit „Songs of Townes Van Zandt Vol. III“ ein weiteres Album veröffentlicht, auf dem nun Indie- Musiker:innen eine Auswahl seiner Songs interpretieren.
Melancholische Musik ist ohnehin das Spezialgebiet der Singer-Songwriterin Marissa Nadler aus Boston. Mit der Single „Quicksilver Dreams of Maria“, die gleichzeitig Opener des Albums ist, zeigt sie die liebeskranke und lustvolle Seite von Townes Van Zandt. „Seine zutiefst romantischen lyrischen Tendenzen werden in den drei Songs, die ich ausgewählt habe, auf komplexe Weise dargestellt, ebenso wie die allgegenwärtige Einsamkeit und tief sitzende Traurigkeit, die immer direkt vor der Tür warten.“ sagt Marissa Nadler. Auf diese Art und Weise, gefühlvoll interpretiert, gefällt mir die Musik des Underdogs der Countrymusik.