Auftritt im Rahmen des Münsterland Festivals
Die Pandemie hat mich doch sehr verunsichert. Bevor der ganze Schlamassel los ging, bin ich gerne zu Konzerten gegangen, am liebster von nicht so bekannten Künstler:innen oder Bands auf kleine Bühnen in kleinen Veranstaltungsorte. Je voller es war, desto besser war die Stimmung. Dann kam Corona und alle meine Lieblingsclubs blieben geschlossen, die Bühnen leer. Jetzt wird langsam wieder geöffnet. 2G oder 3G sind gängige Begriffe geworden , aber ich habe immer noch eine Sperre, mich ins Gedränge begeben. Bin zwar 2x geimpft, aber die Sorge vor einer Ansteckung ist dennoch groß. Die Bilder von auf dem Bauch liegenden Intensiv-Patienten wirken.
Das erste Konzert sei langem
In der letzten Woche telefonierte ich mit einem Freund. Er wolle auf ein Konzert im Stadttheater Münster im Rahmen des Münsterland Festivals (s. u). Ich solle doch mitkommen, die österreichische Sängerin AVEC träfe bestimmt meinen Geschmack. Ich schob meine Ängste beiseite. Das große Haus des Stadttheaters heißt nicht umsonst so. Der Raum ist wirklich groß. Hygienekonzept. Verlässliche Einlasskontrollen auf G3. Das zerstreute meine Bedenken. Spotify aufgerufen, AVEC hat dort über 614.000 monatliche Hörer. Ihre Musik erinnert an mich an Holly Humberstone und Julien Baker, also tatsächlich genau richtig. Ihr Song “ My Wife The Depression“ war mir schon aus der Playlist meines Lieblingsradiosenders FluxFM bekannt. Und so saßen wir am Freitagabend erwartungsvoll im Parkett des Stadttheaters zu Münster. Das erste Konzert sei langem.

Mitten auf der Bühne stand sie nun. AVEC mit ihrer Akustikgitarre. Sie wurde begleitet von ihrer Band, Andreas Häuserer (E-Gitarre, Piano, Co-Produzent), Thomas Gieferl (Schlagzeug, Percussion) und Ross Stanciu (Keyboard-Bass, Posaune). Mit dabei war die Sängerin und Keyboarderin no:no, die auch als Solo-Künstlerin unterwegs ist. Mit ähnlicher Stimmlage gaben ihre Backing Vocals einen schönen Dopplungseffekt.
AVEC und Band waren komplett in schwarz gekleidet, wodurch unterstrichen wurde, dass hier die Musik und Lyrics im Vordergrund standen .Die Musik war perfekt arrangiert. Der Ton war natürlich klasse, immerhin stand die Akustik eines Theatersaales zur Verfügung. Die große Perfektion ist dann auch der winzige Kritikpunkt. Für meinem Geschmack hatte die Band zu wenig Raum für Improvisationen. Die besonderen Momente des Konzerts waren die langsamen, gefühlvollen Stücke. Diese von persönlichen Empfindungen geprägte Songs sind eindeutig die Stärke von AVEC. Bei „Homesick For One Day“, über die Einsamkeit im großen Berlin, oder bei „I Don’t Pray“, das als Akustikversion dargeboten wurde und davon erzählt, wie sie den plötzlichen Todes ihres Onkels verarbeitete , ertönte so manch Seufzer im Publikum:“Hach, wie traurig.“. Und dann gab es doch noch die Momente, in der sich AVEC ganz zurücknahm und es der Band überließ, den Raum mit großen Klangflächen zu füllen. Zu erwähnen bleibt noch, dass das die Lichtshow, hier ist das Wort wieder, ‚perfekt‘ passte. Das Münsteraner Publikum verabschiedete AVEC, wie es sich im Theater gehört, wenn man restlos begeistert ist, mit stehender Ovation.
Das Münsterland Festival

Tolle Musik
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