Mit Nashville verbindet man unweigerlich Country Music und diese Musik ist für viele ein Synonym für das erzkonservative Amerika. Aktuell bildet sich aber in Nashville eine veritable Indie- und Alternativ Musik-Szene. Junge Bands und Künstler*innen, die nichts mehr mit Western- Gitarre und Banjo am Hut haben, nutzen die dortigen exzellenten Aufnahmemöglichkeiten. In den Studios erklingen Synthesiser anstatt Country Yodeling. Im Prinzip schon Urväter des neuen Nashville sind die Die Kings Of Leon, die sich dort gründeten oder Jack White oder die Black Keys, die es dort hinzog. Manche sagen, Nashville sei das neue Seattle.
Kein Wunder also, dass Nashville auch Zufluchtsort für die junge Sängerin Charli Adams wurde, als sie jüngst aus ihrem sehr konservativen Familienumfeld ausbrach und ihr Leben zwischen Cheerleaderin und Bibel aufgab. (Foto oben: Slater Goodson, Dawson Waters)
Für den Titel des Debütalbums stand Bon Ivers Dartscheibe Pate
In Nashville hat man die Chance, in einer Kneipe Justin Vernon (Bon Iver) beim Dartspielen zu treffen. Das passierte Charli Adams und der verlieh ihr den Nickname „Bullseye“, die Bezeichnung für den Mittelpunkt der Dartscheibe, also Volltreffer. (Hat tolle Vergleiche drauf, dieser Justin Vernon). Damit stand dann auch der Titel für das Debütalbum „Bullseye“ fest. In Nashville traf Charli auch die Produzenten Dan Grech (Lana Del Rey) und Brian Kierulf (Lady Gaga), die die Produktion in die Hand nahmen. Gemischt wurde das Album von Patrick Dillett (St. Vincent).

Über Cheer Captain die erste Single aus „Bullseye“ , gleichzeitig die Abrechnung mit ihren alten Leben, berichtet Charli Adams:„Cheer Captain ist ein grimmiges und anklagendes Lied über den Kampf mit meinem Helferkomplex als People Pleaser für Jedermann. Ich wollte unbedingt alles für jeden sein, also wurde ich ein anpassbarer Mensch, das ging oft gegen alles, was ich eigentlich bin. Es fühlt sich immer wie ein Studienprojekt an an, wenn ich meine Beziehung zur Religion, zu meinen Eltern und zu Männern anspreche“ und weiter: „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich mit meiner Identität zu kämpfen hatte, tatsächlich habe ich das alles so sehr gehasst.“
Es handelt sich also um ein sehr persönlich gefärbtes Songwriting, das viel vom psychischen Befinden und der Identität preisgegibt. Wir kennen dies von Künstlerinnen wie Julien Baker, Phoebe Bridgers oder Marie Ulven (Girl In Red), neben denen sich Charli Adams ihren Platz erobern wird.