Kennzeichnend für die Band Love Machine (Foto: Jens Vetter) ist ihr psychedelischer tanzbarer Krautrock, getragen von dem gemeinsamen funky Gitarrenspiel von Hendrik Siems und Felix Wursthorn, dem einnehmenden Gesang von Marcel Rösche mit seiner Bassstimme und dem präzisen Rhythmus von Schlagzeuger Noel Lardon und Bassisten Richard Eisenach. Musikalisch auf höchstem Niveau bietet Love Maschine eine humorig, kauzige Performance. Sie nehmen sich selbst nicht so bitterernst und das macht sie liebenswert.
Ihre bisherigen Alben Circles (2017) und Times to Come (2018) sowie die EP Mirrors & Money (2019) waren in englischer Sprache eingesungen. Daher ist als Neuerung zu verzeichnen, dass Rösche bei acht der zehn Stücke von Düsseldorf – Tokyo auf Deutsch singt., was nicht der Erwähnung Wert wäre, wäre es keine Premiere für eine Band, die sich zuvor ausschließlich mit englischen Texten in Szene setzte. Das macht sich gut, weil die Texte auch in der eigenen Muttersprache herrlich ungeniert zelebriert werden.Dabei kommen solche lyrischen Zeilen zu Gehör, wie:
Habe alles was ich brauche, ich habe viel zu viel Von dem was ich nicht brauche, bekomme ich zu viel (Am Swimmingpool der Welt)
Der Titel des Albums kommt nicht von ungefähr. Düsseldorf ist die Heimatstadt von Love Machine. Sie war aber auch die Heimatstadt von Kraftwerk, den Urvätern des Krautrocks, die damit das populäre Musikgeschehen des gesamten Globus beeinflusst habe. Interessanterweise haben Rösche und Co. mit ihrem Produzenten Patrick Stäudle die Platte nicht nur während eines zweiwöchigen Rückzugs auf einen Bauernhof im Schwarzwald, sondern auch im Keller unter dem alten Kraftwerk Studio in Düsseldorf aufgenommen. Stadt am Rhein ist wahrscheinlich die glanzvollste Metropole, die Nordrhein-Westfalen zu bieten hat, um von der großen weiten Welt wieder zurück in die Provinz zu kommen. Aber Glanz und Glamour, Gucci und Prada auf der Königsallee, das passt überhaupt nicht zu Love Machine, sondern eher das rauhe Leben immer am Rand des Absturzes oder schon einen Schritt weiter. So geht aus dem Hinterausgang des Hauptbahnhofs hinaus, wo die glitzernden Einkaufs- Paläste auf der anderen Seite gefühlt nicht in derselben Stadt liegen. Dunkelheit macht sich breit . Dafür hat aber die schmuddelige Lieblingsbar, wo man die Saufkumpanen trifft, wo man Gemeinsam Einsam sein kann, tief in der Nacht noch geöffnet. Und so durchstreift Love Machine von Sucht, Gefangengensein in der falschen Beziehung und animalische Gewaltexzesse alle Untiefen des Lebens, des vornehmlichen männlichen Lebens. Denn man wird kaum bestreiten könne, das Love Machine Männlichkeit wie ein Banner vor sich her trägt.
Trachlist:
1. Düsseldorf-Tokyo
2. Golo Mann
3. Hauptbahnhof 02:26
4. 100 Jahre Frieden
5. Lieblingsbar
6. Gunst der Dinge
7. Swimmingpool der Welt
8. Gemeinsam einsam
9. That Mean Old Thing
10. The Animal