Nach der Single “Opium”, dem Loblied auf die gute Tasse Tee, hat labor.vi die EP Nabelschnurkabelsalat veröffentlich. labor.iv kredenzt uns mit vier Tracks, eingerahmt von vier kurzen Interludes, feinsten Art-Pop mit Gitarren- und Syntheziserklängen. Der Rhythmus wird zeitweise so verschleppt, dass eine Coolness entsteht, die nahezu an Gleichgültigkeit grenzt. Die coole Attitüde passt ausgezeichnet zu den im Wechselgesang dargebotenen, bis ins Abstruse gehenden, aber intelligenten deutschsprachigen Texten. Die weitere Singleauskopplung “Wenn es hoch kommt” ist eine blutige Moritat, die die Erkenntnis vermittelt, dass sich Mord nicht lohnt (und man es nicht wieder tun sollte). Überhaupt ist Erkenntnis das Schlüsselwort, welches beim Anhören in den Sinn kommt. Sei es, die Erkenntnisse, dass man die Wahrheit so lange destillieren kann, bis das homöopathische Tröpfchen nur noch für einen selber reicht (Destillation) oder die Filter im Kopf eines Jeden den Blick auf die wahre Welt verstellen (Das was du denkst).
Okay, über labor.vi weiß ich nicht viel, außer das es sich um vier Musiker und eine Musikerin aus der Universitätsstadt Münster handelt. Also lasse ich mal mein Phantasie spielen. Die effektvoll gemachten Videos lassen vermuten, dass es hier eine Verbindung zum Kunststudium gibt. Zumindest die Texterin oder der Texter haben sich mit Philosophie befasst, denn wie käme man sonst dazu, den Philosophen Karl Popper zu samplen oder seine Erkenntnistheorien in den Lyrics zu verarbeiten. Das Marx-Zitat vom “Opium des Volkes” auf Tee anzuwenden, hat ja auch was.
(Ich stelle mir gerade vor, wie Mitglieder von labor.vi, dieses lesen und sich über meine völlig daneben liegenden Mutmaßungen schlapp lachen. Über einen Kommentar würde ich mich freuen).