
Ein Mann, der sich selbst als bösartig, verkommen und hässlich, aber hochgebildet bezeichnet, lebt allein in einer winzigen Kellerwohnung in St. Petersburg. Er beobachtet und analysiert von dort die Menschen und die Gesellschaft und schreibt seine polemischen Gedanken auf. Von diesem „Kellermenschen“ handelt die in Ich-Form geschriebene Erzählung „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ des russischen Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski.
Dostojewski als Namensgeber
Dostojewskis Roman war Inspiration für den ungewöhnlichen Namen der dänischen Rockband Kellermensch. Sänger Sebastian Wolff erzählte in einem Interview , der Kellermensch aus dem Roman sei eine Art Fahnenträger für das, was sie mit ihrer Musik rüberbringen wollten. Ein bedeutungsloser Mann, voll mit seinen Problemen, die eigentlich ziemlich unspektakulär seien, keine Mordverschwörungen oder Kriegsszenarien, der nur darum kämpfe, die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen. So würden Kellermensch ihre Musik sehen.
Der Kampf mit den im Grunde unspektakulären Problemen des Alltags und das Ringen um Anerkennung könne das Leben ziemlich verdunkeln. Und die düsteren Seiten des Lebens vermitteln Kellermensch mit ihrer Kunst. Dabei schaffen es die sechs Musiker aus dem dänischen Esbjerg solch ein Spannungsfeld aufzubauen, dass man unweigerlich in die sich aufbauende Melancholie hinein gezogen wird. Die Instrumentierung ist ungewöhnlich. Zu der klassischen Besetzung einer Metal-Rockband mit Gitarre, Bass , Schlagzeug und Gesang, wobei Sänger Christian Sindermann auch so brüllt, wie es sich für einen gestandenen Metal -Sänger gehört, gesellt sich ein Kontrabass und als weitere Kotrastpunkte steuert Sänger Sebastian Wolff seinen melancholischen Gesang , sein lässiges Gitarrenspiel sowie Orgel und Klavier bei .
Wilder Genre-Mix
Vertieft man sich in die beiden bisher erschienenen Alben, das selbstbetitelte von 2011 und Goliath von 2017, stellt man fest, dass sich Kellermensch nicht auf einen bestimmten Stil festlegen lassen. Wie bei einer Achterbahnfahrt erfasst einem bei dem Mix aus aggressivem Metal, Progressive Rock, Artrock und gefühlvollem Indie-Rock ein wohliger Schwindel.
Neues Album zu Ende des Jahres
Knapp zwei Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung haben sich Kellermensch nun mit einer brandneuen Single zurückgemeldet. Der neue Song „Nothing“ ist wieder von dunkler Intensität. Er nimmt die Trennung von der Partnerin zum Anlass, um die Dunkelheit zu beschreiben, die diejenigen verschluckt, die unter Verlust leiden. Aber Nichts ist nichts und auch in der tiefster Dunkelheit findet man Etwas, nämlich Hoffnung. „From this hole I will emerge“ heißt es in einer Zeile.
„Nothing“ ist der Vorbote des am Ende des Jahres erscheinenden, dritten Studioalbums und wurde veröffentlicht über persona non grata / Motor Music.