
Balbina veröffentlichte am 10. Januar 2020 ihr neues Studioalbum „Punkt.“
Die Tochter polnischer Einwanderer nutzt ihre durch die Gründung des eigenen Labels Polkadot gewonnen Freiheit, um eine neue musikalische Vielfältigkeit zu präsentieren. Balbinas Alleinstellungsmerkmale in der deutschen Musiklandschaft sind zum einen ihre besondere Stimme mit dem dunklen Timbre, die aber auch in höhere Gefilde aufschwingen kann. Diese besondere Art des Gesang ist wohl der Grund , dass Rezensoren sie mit Björk vergleichen (Spiegel). Das andere Merkmal sind ihre lyrischen Texte, die für ihr letztes Studioalbum „Fragen über Fragen“ den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Text Pop“ eingebracht haben. Auch auf dem neuen Werk sind die Texte schon etwas Besonderes. Wenn sie etwa zum Ende der Platte hin in den Songs „Punkt.“ und „kein Ende“ (dessen Rhythmus im Gegensatz zum Titel unaufhaltsam zum endlichen Schlussakkord treibt) über das Ende des Satzes, der Gegenwart, des Lebens und über die Sterblichkeit philosophiert, hat dies schon was Existenzialistischen. Zudem nutzt Balbina die Worte und die Sprache um die Melodien zu unterstützen. Richtigerweise muss man diesmal den Plural verwenden, denn Balbina wechselt spielerisch zwischen deutsch und englisch, wenn es der Klang erfordert. Die Vielfalt , in die sich Balbina freigeschwommen hat, zeigt sich auf Punkt. aber im Musikalischen. Balbina wechselt zwischen den Genres und lässt sich nicht festlegen. Eröffnet wird mit dem gothicartigen Track „Hinter der Welt“, was sehr gut zu ihren schwarzen Outfit auf dem Plattencover und ihrer dunklen Stimme passt. Gothic ist auch das Rammstein-Cover „Sonne“.
In Balbinas Interpretation wird klar, dass der Sonnenaufgang für Wesen der Nacht sehr bedrohlich ist. Es geht aber auch anders . Bei „Weit weg“, in dem Balbina ihre insichgekehrte Gefühlswelt beschreibt, bestimmen tief pochende Synthesizer den Rhythmus. Zum Ende gibt es eine Rap-Einlage von Ebow. „Wanderlust“ ist ein astreines Soulstück mit Temptation-Sampels. Balbina singt, als hätte sie dies in einen Gospelchor gelernt. „Blue Note“ ist klassischer Soul-Jazz, bei dem sie sich eben dieser Blue Notes bedient. In „Langeweile“ singt Balbina die Tonleiter hoch, dass es alles andere als langweilig wird. Zum Schluss gibt es mit „Machen“ noch etwas Dance-Hall . In den Song steigt ein deutscher Sänger ein, den man ebenfalls sofort an seiner Stimme und seinen vertrackten Texten erkennt. Herbert Grönemeyer singt mit, zum Glück ohne den Song dominieren zu wollen, was bei Balbinas stimmliche Präsenz auch schwer fallen würde. An ganz vielen Stellen entwickelt die Komposition auf Punkt. eine orchestrale Wucht, dass man sich vorstellen kann, wie gut dies zusammen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg klingen wird. Eine solche Aufführung gibt es am 24. April 2020, wenn Balbina mit ihrer Band und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg das neue Album „Punkt.“ live im Admiralspalast in Berlin aufführen wird.